08.12.2022 Erfolgsstory, Unternehmen
Was macht ein Entwicklungsunternehmen aus Hohenlohe, wenn es beim Testen von Neuentwicklungen Wartezeiten und hohe Fremdkosten vermeiden will? Es schafft sich eine eigene, moderne Prüfumgebung, perfekt auf die individuellen Anforderungen abgestimmt.
Auch KRIWAN hat bereits vor geraumer Zeit in ein komplexes Testzentrum investiert – und dieses vor wenigen Jahren um einen zusätzlichen Windkanal ergänzt. Hier werden Luftstromsensoren und Windsensoren auf Herz und Nieren geprüft – schnell, zuverlässig und nach neustem Stand der Technik.
Mit einem dröhnenden Brausen jagt der Wind an empfindlichen Sensoren vorbei. 159 Kilometer pro Stunde misst die Windgeschwindigkeit – Windstärke 12. Was man sonst an der Nordseeküste oder am Gipfel der Zugspitze erwartet, spielt sich auch in einem kleinen Labor in Forchtenberg ab. Denn hier testet KRIWAN neue Produktentwicklungen unter Extrembedingungen.
2017 entstand für rund 140.000 Euro ein Strömungslabor nach neustem Standard, dessen Herz ein Westenberg-Windkanal, nach der sogenannten ›Göttinger Bauart‹ darstellt. Dieses System wurde bereits 1908 entwickelt und seither nahezu unverändert eingesetzt.
Hinter der 600 mm langen Messstrecke, auf der das jeweilige Testobjekt platziert wird, wird Luft über ein Gebläse in einem Auffangtrichter angesaugt. Diese wird durch einen Kanal rundgeführt und strömt am anderen Ende der Messstrecke über eine Düse wieder ein.
Das so entstehende „geschlossene“ System hat viele Vorteile – und einen hohen Wirkungsgrad: denn es können keine Einflüsse auf die Messtrecke wirken und so das Ergebnis verfälschen.
„Durch das eigene Strömungslabor sind den Ideen unserer Entwickler kaum mehr Grenzen gesetzt – ebenso wenig wie den Wünschen unserer Kunden.“
Diethard Sawallisch
Projektleiter Innovation & Entwicklung KRIWAN Industrie-Elektronik
Von Sturm bis Still
Je nach Anforderung und Testreihe können im KRIWAN Windkanal unterschiedlichste Windstärken simuliert werden. Die Bandbreite reicht dabei von kaum wahrnehmbaren Strömungen von gerade einmal 0,1 Metern pro Sekunde, bis hin zu einer Windgeschwindigkeit von 160 km/h, was einem gewaltigen Orkan der Windstärke 12 entspricht.
Die Windstärke kann dabei genau justiert und auch über lange Zeiträume konstant gehalten werden – ein großer Vorteil im Vergleich zu Test in natürlicher Umgebung, bei der die Strömungsstärke permanent variiert und immer wieder abflaut oder auffrischt. Und: die Windrichtung bleibt im Labor ebenfalls konstant, ebenso wie Temperatur und Luftdruck, die selbstverständlich auch bestimmt werden können.
So können die Messungen unter international gültigen Normalbedingungen – einer Temperatur von 20° Celsius und einem Luftdruck von 1013 Hektopascal durchgeführt werden – und sind damit weltweit wiederholbar.
Testen von Anfang an
Für die Abteilung „Innovation & Entwicklung“ eröffnet das eigene Strömungslabor einzigartige Möglichkeiten. Denn neue Produkte können nun schon während der ersten Entwicklungsphase immer wieder unter realen Bedingungen getestet werden.
Zuvor musste man sich auf Simulationen am Computer verlassen oder hätte Fremdlabore nutzen müssen, was mit zusätzlichen Entwicklungskosten verbunden wäre. Und mit oftmals langen Wartezeiten.
So profitieren die KRIWAN Entwickler heute nicht nur von niedrigen Kosten, sondern vor allem auch von einem erheblichen Zeitgewinn gegenüber dem Wettbewerb.
Ein wichtiges Erfolgskriterium in einer sich immer schneller entwickelnden Welt.